Sie gestalten das Warendorfer Wirtschafts- und Vereinsleben seit vielen Jahren aktiv mit, bringen Warendorf mit Ihrem Schwung voran. Dabei ist das Unternehmen in dem Sie geschäftsführender Gesellschafter sind, längst nicht nur regional aufgestellt. Die Kreienbaum Gruppe hat nationale und internationale Kunden. Was ist die Motivation für Ihr lokales Engagement?
Wenn man so viel unterwegs ist wie ich, dann kommt man jedes Mal wieder zurück und sieht: Wir leben hier im Land der Glückseligen. Das merkt man besonders jetzt in der Corona-Krise. Warendorf ist eine liebenswerte Stadt, klar, mit all den Macken, die so eine Kleinstadt hat. Aber das Schöne ist: Man kennt sich. Die Nachbarschaften, die Netzwerke funktionieren – im beruflichen wie im privaten Bereich. Wir leben ein soziales Miteinander, man kann sich aufeinander verlassen. Das ist ganz viel wert, und das findet man so längst nicht überall.
Was zeichnet aus Ihrer Sicht Warendorf aus und wo sehen Sie noch Potenzial?
Warendorf zeichnet sich durch ein gutes Wohnumfeld aus, das sollte meiner Meinung auch durch Neubebauung ausgeweitet werden – mit bezahlbaren Bauplätzen und Wohnraum für junge Familien. Wir wohnen in Warendorf umgeben von Natur, das ist attraktiv!
Für Jugendliche, ich sage mal, im „Discoalter“, fehlt in Warendorf was. Das war mal anders (lacht). Die Kneipen-Kultur ist nicht mehr die alte. Da gilt es, eine Lücke zu schließen. Wir haben jedoch mittlerweile einen tollen Marktplatz, um den man uns beneidet. Es war meiner Ansicht nach richtig, ihn zu einem zentralen Treffpunkt auszubauen – bei allem Respekt vor den Bedenken der Anlieger. Und das Kino wurde neu belebt. Das geht in die richtige Richtung.
Die Anbindung der Emsinsel an die Innenstadt sollte in einem nächsten Schritt erfolgen. Hier gilt es zügig mit dem Investor zu einem Ergebnis zu kommen, das für beide Seiten passt.
Warendorf braucht natürlich auch Anschluss an die große weite Welt. Das Glasfaserkabel hält so langsam Einzug in Warendorf, was für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Warendorf sehr wichtig ist. Zeit also, um initiativ zu werden und jetzt neue Betriebe nach Warendorf zu holen, um langfristig genug Steuereinnahmen im Stadtsäckel zu haben. Ziel sollte sein, dass wir im überregionalen Vergleich weiterhin als attraktive Stadt punkten können und nicht Schlafstadt von Münster werden.
Die Verkehrsanbindung ist ein weiteres wichtiges, aber auch schwieriges Thema. Im Straßenverkehr hat sich in 35 Jahren nicht viel getan, das muss noch besser werden – unter Berücksichtigung der Umwelt. Aber bleiben kann das so nicht. Das Bahnangebot hat sich leicht verbessert, hier müsste aber eigentlich der Halb-Stunden-Takt her, um vernünftigen Anschluss an die Städte Münster und Bielefeld zu gewährleisten und den Verkehr von der Straße zu bekommen.
Auch wenn ich noch Potenzial sehe: Grundsätzlich zolle ich unserm Bürgermeister Axel Linke Anerkennung für das, was er in den letzten vier Jahren geleistet hat. Warendorf ist auf einem guten Weg.
Inwiefern hat sich Ihr Unternehmen am Standortwort Warendorf verändert?
Bei der Übernahme des Betriebes 1986 mit drei Mitarbeitern konnten wir uns noch gut 10 Jahre von den Aufträgen aus Warendorf und der Umgebung ernähren. In dieser Zeit haben sich einige unserer Kunden zu nationalen oder internationalen Unternehmen entwickelt. Ich sage mal so: Entweder Sie gehen mit dem Kunden mit, oder Sie sind ihn los. Dafür braucht es natürlich auch unsererseits Mut zu Innovation und Investition. Wir haben uns also immer wieder mal neu erfunden. Die Kreienbaum Gruppe mit knapp über 100 Mitarbeitern steht heute für „Qualität made in Warendorf“ sowie für ein zuverlässiges überregionales Netzwerk von Architekten und Partnern aus Handwerk und Handel. Damit sind wir in der Lage, Aufträge zu realisieren, die so vielleicht sogar einzigartig sind. Das ist ein Grund, warum uns Kunden seit 1986 bis heute treu sind.
Aktuell stehen Sie wie viele Unternehmer landauf landab durch die Corona-Krise vor großen Herausforderungen. Wie erleben Sie den lokalen Zusammenhalt?
Den lokalen Zusammenhalt finde ich ausgesprochen gut. Tatsächlich habe ich das so nicht für möglich gehalten. Ich bin natürlich gespannt, wie lange dies anhält – auch nach der Krise. Ein tolles Beispiel ist warendorfbringt.de. Die Initiative wurde in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Warendorf, Sparkasse, Volksbank und WIWA ins Leben gerufen. Ich wünsche ihr, dass sie auch über die Krise hinaus Bestand hat.
Hat lokale Versorgung für Sie durch die Krise einen anderen Stellenwert bekommen?
Ganz bestimmt. Wir haben alle gemerkt, welche Produkte wo herkamen, und welche es dann nicht mehr gab … Und das gilt nicht nur fürs WC-Papier. Uns ist bewusst geworden, dass zum Beispiel Medikamente oder Schutzkleidung nicht in Deutschland produziert werden. Da wird sich künftig einiges ändern, um die Abhängigkeit zu entschärfen.
In und um Warendorf spüren die Hofläden einen neuen Zulauf. Mehr Leute nehmen wahr, was es denn alles so im Umfeld gibt, – ohne viele Kilometer fahren zu müssen. Eigentlich gibt es alles in unserem unmittelbaren Umfeld. Ich hoffe, dass sich die Leute später daran erinnern, wer sie in der Corona Zeit versorgt hat. Sogar die Stromversorgung haben wir hier vor Ort. Ich selber bin privat und als Geschäftskunde bei den Stadtwerken. Eine lokale Versorgung ist mir wichtig, sie macht uns unabhängiger und ich habe zu jeder Zeit direkte Ansprechpartner, die mich kennen. Ich weiß diese Nähe und das Engagement sehr zu schätzen.
Von heute aus in die Zukunft gedacht: Welche Werte bewahrheiten sich jetzt als gut und richtig für Sie? Welche Erkenntnis nehmen Sie aus der Krise mit?
Werte, die für mich zählen: eine intakte Familie, echte Freunde, gute Nachbarschaften, gut besetzte Netzwerke privat wie geschäftlich. Und natürlich das, was man uneigennützig für andere tut: Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Glaube, Wertschätzung, Liebe.
Meine Erkenntnis: Man hat durch die Krise einige Menschen besser kennengelernt – im positiven wie im negativen Sinn. Aber ich nehme auch wahr: Wir sind überraschend viel besser, als gedacht. Es gibt einen spürbaren Zusammenhalt, eine spürbare Disziplin, bei den Jüngeren noch ausgeprägter als bei uns Älteren, Vertrauen in den anderen und – im Vergleich zum Ausland – auch in die Politik.
Wie sieht Ihre Vision für Warendorf aus? Worauf werden Sie künftig Ihre Energie richten?
Nun, ich bin dabei meinen Betrieb in nächster Zeit in jüngere Hände zu geben und bemühe mich nach besten Wissen und Gewissen, dass all das Positive, auf das wir bauen können, hier in Warendorf, in unserem Netzwerk, den Jüngeren zugute kommen zu lassen. Ich sehe, sie machen das klasse und ich stehe gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Privat werde ich mein Engagement in der Bürgerstiftung und WIWA noch weiterführen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, eine liebenswerte Stadt wie Warendorf weiterhin zu fördern. Und in ein paar Jahren werde ich mit Blick darauf Warendorf einfach nur noch genießen.